Toskana Tag 10

Distanz

63 Kilometer

Höhenmeter

1.429 Meter

Tag zehn, 25.7.2012

Sassuolo – Piandelgotti, 60 Km, Netto- Fahrzeit  4:57 Std.

Ich drehe noch eine Besichtigungsrunde in Sassuolo, bevor ich den Weg nach Süden, in das Secchiatal Richtung „Passo delle Radici“, in Angriff nehme. Es ist ziemlich warm, der erste Teil der Strecke hat kaum Steigung, aber ganz gegen meine Erwartung gibt es sehr viel Verkehr. Drei oder vier LKW’s hintereinander, die meisten mit Anhänger, sind keine Seltenheit. Die Straße ist gut ausgebaut, streckenweise gäbe es wohl auch eine Alternative entlang des Berghanges, mit etwas mehr Kilometern und wohl auch Höhenmetern, die hatte ich aber nicht zu routen gewagt. Ein 400 m langer Tunnel, in dem die LKW’s vorbei brausen, nervt mich ziemlich und ich bin SEHR froh, als ich wieder draußen bin. Tunnel sind offenbar nicht meines, die Angst, nicht gesehen zu werden und das Gefühl, nicht ausweichen zu können, machen mich nervös. Nach einem Blick auf die Karte befürchte ich, dass weitere folgen, aber es sind zum Glück nur Brücken. Langsam nimmt der Verkehr ab, besonders ab Cerédolo. Der Aufstieg Richtung Passo delle Radici zieht sich gleichmäßig, zwischendurch ist es recht steil, ich fahre viel im 1. und 2. Gang.

Mittagspause in Montfiorino, auf der Terrasse eines gepflegten Restaurants mit einem ausgezeichneten Nudelgericht und Salat. Schöner Ausblick in die darunter liegenden Täler. Bald nachdem ich wieder auf dem Weg bin, wird der Himmel nach und nach dunkler und es beginnt zu donnern. Ich gebe Gas und erreiche Frasinoro kaum regennass, aber dafür ordentlich verschwitzt. Unter der gedeckten Terrasse der Tennisbar, die leider Ruhetag hat, ziehe ich die Regenjacke an, warte, bis der Schauer vorbei ist und fahre weiter. Es beginnt wieder zu regnen, ich schütze mich notdürftig unter einem Balkon. Ich mache auf Optimist und als es von oben wieder einigermaßen trocken ist, fahre ich los. Kaum bin ich von den letzten Häusern weg, beginnt es richtig zu regnen, nun ist es mir aber schon ziemlich egal, das Etappenziel ist absehbar und meine Gore Tex Radjacke bewährt sich.

Piandelagotti liegt auf 1215 m Seehöhe und besteht im Wesentlichen aus einer Häuserzeile beiderseits der Straße. Ziemlich am Ende des Ortes befinden sich die beiden Alberghi, ich nehme das Hotel „Alpino“. Das Zimmer ist sehr schlicht, aber es ist geheizt, es gibt genug warmes Wasser und kostet nur 25 Euro inkl. Frühstück, für das gute dreigängige Abendmenü (Wahlmöglichkeit bei jedem Gang) zahle ich samt Hauswein auch nur 20 Euro.

Vor dem Abendessen ist noch Zeit für einen Spaziergang, aber viel ist nicht los im Ort. Ein paar Jugendliche lungern am Sportplatz herum, ein paar italienische Touristen vor dem Hotel, ein paar einheimische Senioren spielen Karten in der Bar, die auch zum Haus gehört. Mehr als ein paar gibt es von den Schnecken, die der Regen in großer Zahl hervorgelockt hat.

Piandelagotti ist eigentlich eher eine Winterdestination, bekannt vor allem für seine Loipen, aber es gibt auch inneritalienischen Sommertourismus, dazu kommen Durchreisende, v.a. Motorradfahrer, die auf kleineren Straßen nach Süden reisen. Der Wirt klagt über die schlechte Saison auf Grund der Wirtschaftslage in Italien, er sollte um diese Zeit rund 25 Gäste im Haus haben, aktuell sind es fünf.