Mailand - Lyon Tag 4

Distanz

50 Kilometer

Höhenmeter

1.282 Meter

Tag vier, Saint Jean de Maurienne - Champagneux,  04.06.2015

Saint Jean de Maurienne – St. Avre                                  15 Km, 124 Hm

Chambéry – Col de l’Epine - Champagneux                             35 Km, 1158 Hm

In Saint Jean de Maurienne ist alles auf Radfahrer ausgerichtet, die sich auf den umliegenden Bergstrecken austoben und die Pässe erklimmen können. In unserem Hotel ist ein internationales Team von Trek untergebracht.

Auch an diesem Tag stehen laut geroutetem Tourplan 112 Km und fast 1.800 Hm auf dem Programm. Nach dem  Frühstück geht es auf verkehrsarmen Nebenstraßen landschaftlich schön dahin: Zwischen Felswänden, die immer wieder von Burgruinen oder Wehrtürmen gekrönt sind. Manchmal sind diese  schwer auszumachen, da sie mit dem Felsen verwachsen zu sein scheinen.

Wir spüren noch die Strapazen des Vortages in den Beinen und es geht recht zäh voran. Auch die Hoffnung von gestern, dass der Gegenwind vielleicht nur am Nachmittag bläst, erfüllt sich nicht, er weht uns frisch und froh entgegen. So beschließen wir bald, nach Möglichkeit ein Stück mit dem  Zug zu fahren. In St. Avre fahren wir zum Bahnhof und tatsächlich müssen wir kaum länger als 15 Minuten warten, bis uns ein Regionalzug, der sogar für die Fahrradmitnahme ausgerüstet ist, nach Chambéry bringt.

Als wir in Chambéry ankommen ist es Mittag und eigentlich wollen wir gleich etwas essen. Aber es passt nicht: Entweder ist es zu laut wegen einer Baustelle oder es gibt nichts oder zumindest nichts Passendes. Und ehe wir uns versehen, sind wir aus der Stadt draußen.

Dort geht es gleich richtig zur Sache, denn für die gut 700 Hm von der Stadt auf den Pass stehen nur 12 Km zur Verfügung!  Die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel und es geht bergauf. Nicht in Serpentinen, sondern eine gerade steile Straße bergan. Ich denke mehrmals daran abzusteigen und zu schieben, warte aber doch damit, bis ich nach etwa 250 Hm den ersten Schatten finde und dort eine Pause machen und mich mit einem Riegel stärken kann. Eigentlich bin ich froh, dass ich mir den Bauch nicht vollgeschlagen habe.

Nach dieser Rast geht es verhältnismäßig angenehm weiter. Natürlich noch immer bergauf, aber in Serpentinen, die sich den Berghang entlang nach oben winden. Natürlich auch noch immer heiß, die Luft scheint zu flimmern, aber zwischendurch gibt es immer wieder schattige Stellen im Wald, die es erträglicher machen. Ausblick ins Tal gibt es leider keinen. Nur an einem Steilstück habe ich noch überlegt abzusteigen, es schließlich aber doch durchgedrückt.

Kurz vor der Passhöhe gibt es einen Aussichtspunkt mit schönem Blick auf Chambéry und das Ende des Lac du Bourget. Auf einer Panoramatafel sind die Berge mit Namen und Höhe beschrieben; die vordere Kette reicht bis etwa 1.800 Hm, die hintere, auf der weiße Schneeflecken zu erkennen sind, bis rund 2.900 Hm.

Die Passhöhe auf knapp 1000 Metern über dem Meer gelegen ist unspektakulär. Von dort geht es in einer Abfahrt auf eine Höhe von etwa 600 m hinunter. Durch schöne ländliche Gegend geht es hügelig weiter, immer zwischen etwa 600 und 450 Hm schwankend. Wald auf felsigem Untergrund, Birken, Nussbäume, Viehweiden und Wiesen, auf denen Heu gemacht wird, wechseln sich ab. Dazwischen hoch stehende Blumenwiesen, bei manchen ist das Gras schon umgefallen, und einige wenige Dörfer, in denen kaum jemand zu sehen ist.

Es ist weiter heiß und auf einigen Wiesen entlang der Strecke sind gelbe (verbrannte?) Stellen zu sehen, was mich um diese Jahreszeit wundert. Schon knapp nach 16 Uhr kommen wir im Hotel Bergeronnettes in Champagneux, schön über dem Rhônetal gelegen, an.  Als ich beim Zielerreichungsbier  auf der Terrasse bemerke, dass heute schon „ein Hauch von Hochsommer“ zu spüren war, kann sich Alois kaum einkriegen. Er hatte unter der Hitze wirklich gelitten, aber zwei Bier machen alles wieder gut, auch bei mir.

Zum Abendessen sind wir natürlich im Hotel geblieben, was keine schwierige Entscheidung war, da es, abgesehen von der Kirche unmittelbar daneben und ein paar Bauernhöfen, ohnehin weit und breit nichts gibt. Wir sind erst verwundert, dass alle Tische auf der doch recht große Terrasse gedeckt sind, aber sie füllt sich bald, vor allem mit Gästen die von auswärts ins Restaurant kommen, denn das Hotel ist nicht sonderlich gut gebucht. Ich bestelle einen Fisch aus der Rhône und ich sehe noch genau eine weitere Person, die dieses Gericht isst. Alle anderen, auch Alois, halten sich an die Spezialität des Hauses: Cuisses de Grenouilles, Froschschenkel, die, in reichlich Butter und Knoblauch gebraten, in großen Platten aufgetragen werden.  Helles Fleisch, das an Hendl erinnert und überraschend viel dran, allerdings recht fett und die Portion ist wirklich groß. Einen Haxen abgenagt und von der To-do-Liste abgehakt, mein Lieblingsgericht wird es nicht werden.