Elsass Tag 4

Distanz

55 Kilometer

Höhenmeter

382 Meter

Donnerstag, 06.10.2016: Obernai – Colmar

Heute ist es gemütlich. Zuerst Maisfelder und vereinzelt Wein, später fahren wir mitten durch die Weingärten an den östlichen Ausläufern der Vogesen. Es gibt keine Zersiedelung wie bei uns, auch die (Wein)Bauern sind in den Orten konzentriert.

Die Weingärten reichen bis ganz an den Rand der Dörfer, des Kindergartens, der Häuser. Es ist nicht ganz so kalt und windig wie gestern (oder wir sind besser angezogen), aber es gibt weniger Sonne. Viele Fachwerkhäuser entlang der Strecke in den Dörfern.

Etwa 90 Prozent des im Elsass angebauten Weines ist weiß, die Hauptsorten sind Riesling, Pinot gris, Silvaner und Gewürztraminer. Die Trauben sind süß, ich habe sie gekostet!

Die Weinlese ist bereits im Gang und wir sehen einige Weinlese-Maschinen, ziemliche Ungetüme, welche die Reihen der Reben zwischen ihre Stelzenbeine nehmen. Nicht wirklich romantisch. Wir kommen aber auch an einem Weingarten vorbei, an dessen Rand gerade etwa 20 Personen auf Bierbänken zu Mittag essen.

Colmar ist sehenswert, wenn auch natürlich touristisch. Da die Zeit begrenzt ist, entscheiden wir uns, entgegen unserer ursprünglichen Absicht, gegen den Isenheimer Altar bzw. das Musée Unterlinden, in dem er ausgestellt ist, und bummeln stattdessen durch die Stadt.

Abendessen im Caveau St-Pierre, wir essen Schweinebäckchen und Elsässer Lewerknepfle und die Kellnerin versucht uns weiszumachen, dass Pinot gris immer süß sei.

Auf unserer Seite des Restaurants stehen drei Tische in einer Reihe: Wir sitzen ganz rechts, links außen sitzt ein Paar, beide um die 50 und schlank, er sogar fast hager, das sich französisch unterhält. Am Mitteltisch isst ein deutsches Paar, das ich ebenfalls zwischen 50 und 60 schätze. Er stämmig, mit Schnauzbart und ein wenig Westernlook in der Kleidung. Sie fällt durch ihr Volumen auf, sie ist wirklich dick. Der Mann schmaust gebackenen Kalbskopf, die Frau hat einen gut gefüllten Teller mit Sauerkraut, Knödel, Bauchfleisch und einer Wurst vor sich. Die beiden sprechen nichts miteinander, dafür wandern die Augen der Frau ständig kontaktheischend an die Nebentische. Beim Nachbarn zu ihrer Linken hat sie es schon geschafft, er spricht offenbar auch Deutsch. Als diese eine große Portion einer üppig aussehenden Nachspeise bekommen, kann sie sich mit Lachen und Kommentaren wie „Wie werden Sie das schaffen?“ oder „Ich könnte das nicht essen“ nicht zurückhalten. Die schaffen das aber, worauf die kugelrunde Dicke den Hageren fragt: „Werden Sie jetzt nach Hause gehen oder heimrollen?“