Venedig - Genua Tag 7

Distanz

0 Kilometer

Höhenmeter

0 Meter

Tag sieben bis Neun, Samstag bis Montag, 30.8.2014 bis 1.9.2014

7. Tag, Samstag, 30.8.

Genova, alle Strecken und Steigungen zu Fuß, kein Tracking

Sightseeing in Genua. Via Garibaldi und Via Balbi: schöne Paläste; einige schöne Kirchen (Dom, San Matteo), vor allem aber immer wieder enge Altstadtgassen, die sich dann und wann zu einem kleinen Platz öffnen. Hier ist eine Statue, da ein Relief, ein altes Ladenschild oder ein Graffiti zu entdecken. Dass Genua eine multinationale Hafenstadt ist, wird nicht nur im Hafenbereich, sondern auch in der Altstadt augenscheinlich. Es gibt viele Schwarze, aber auch mehr Menschen aus dem arabischen, indischen und südamerikanischen Raum, als mir in anderen italienischen Städten aufgefallen sind.

Mittagessen im sehr gut besuchten „Cavour 21“, sehr günstig und ok. Am Nachmittag dann eine Bootsfahrt durch den Hafen und vorbei am Flughafen bis Peri und wieder zurück, um die Stadt vom Meer zu sehen. Vor Peri ist auch die „Costa Concordia“ nicht zu übersehen. Bei der Einfahrt in den Hafen begegnen wir einem weiteren schwimmenden Hotel, der knapp 300 m langen „MSC Musica“, die gerade ausläuft. Freundliches Wetter, schöner  Ausflug.

Am Abend dann mit der Funiculare Zecca/Righi zu einem populären Lokal über Genua, dem „Montallegro“ (www.ristorantemontallegro.it) mit Blick von der Terrasse auf Genua. Wir haben, ohne Reservierung, allerdings  einen Platz im Eingangsbereich bekommen; da hat man wenigstens alles unter Kontrolle….  Die Spezialität des Hauses ist Farinata (eine Art Palatschinke aus Kichererbsenmehl) und Pizza, die für größere Gruppen auch als Ein-Meter-Pizza auf den Tisch kommt. Es geht richtig rund, schließlich ist Samstag, und die 200-250 Plätze werden mindestens zwei Mal verkauft. Es sind auch viele Familien mit Kindern und größere Freundesgruppen zum Essen da. Am Heimweg sind wir nochmals durstig geworden und an der Piazza Ferrari  an einer Bierquelle hängen geblieben. Es ist herrlich lau und man kann auch um 1 Uhr morgens im T-Shirt draußen sitzen.

 

8. Tag, Sonntag, 31.8.

Der Tag beginnt  recht diesig und grau, aber wir haben ihn ohnehin als „Ausstellungstag“ geplant. Im Palazzo Ducale sind drei Fotoausstellungen zu sehen:

Robert Capa, In Italia 1943-44: Capa, der wahrscheinlich bekannteste Kriegsfotograf bis in unsere Tage, war bei der Landung der Amerikaner im Juli 1943 in Sizilien und auch beim mühevollen Vormarsch dabei. „Schöne“, gut komponierte Bilder vom Krieg auf der militärischen und der zivilen Seite, wie man sie von Capa kennt. Bei manchen hat man das Gefühl, dass er als Regisseur etwas nachgeholfen hat, wenn die Komposition allzu perfekt ist, aber jedenfalls Bilder mit viel Qualität: Inhaltlich nahe am Geschehen, Komposition, Tiefenwirkung, Hell-Dunkel-Kontrast, …

Walter Vogel, Genua 1964-2014: Der deutsche Fotoreporter W. Vogel, der aus dem Ruhrgebiet stammt und dieses ausgiebig dokumentiert hat, fotografiert seit 1964 immer wieder in Genua. Alles mit einer kleinen Leica, analog, schwarz/weiß. Architektur, aber v.a. Straßenszenen, heute würde man es unter „Street“ einordnen. Erinnert mich ein wenig an Cartier-Bresson. Schöne, interessante Bilder, sehr spontan. Dazu gibt es einen Film über den Autor: Er ist viel gereist und hat weltweit Fotoreportagen realisiert, hat aber z.B. auch die Tänzerin Pina Bausch über Jahre fotografisch begleitet, da sie sich in jugendlichem Alter kennengelernt hatten. Es gibt von ihm u.a. auch ein Buch über die aussterbende Kultur der italienischen Espresso-Bar.

Lorenzo Capellini, vita e sguardi di un fotografo: Ein italienischer Fotograf, der u.a. in London, Afrika und Südamerika gelebt hat. Viele berühmte Personen, darunter viele Künstler, wurden von ihm abgelichtet. Dazu hat er Akt, Mode, Landschaft, … fotografiert. Auf mich wirken viele seiner Bilder – gerade im unmittelbaren Vergleich mit Capa und Vogel – sehr glatt und oberflächlich, manchmal richtig banal.

Am Nachmittag sind wir noch in das „Galata Museo del Mare“ am nördlichen Ende des Alten Hafens. Wirklich sehenswert, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder ab etwa 8 oder 10 Jahre. Z.B. ist eine Galeere nachgebaut und man erfährt über das Leben auf einer solchen und kann auch ein Galeerenruder anheben. Man kann eine Fregatte besichtigen, sich über die Entwicklung des Schiffsbaues schlau machen und es gibt viele nautische Instrumente, alte Seekarten, Atlanten und alte Globen zu sehen. Es endet mit der Zeit der Dampfschifffahrt und der Zeit der Auswanderungswellen aus Italien von Mitte des 19. Jhd. bis vor dem Zweiten Weltkrieg. Man kann den Weg eines Emigranten verfolgen, vom Ticketkauf, dem Betreten des Schiffes, auf dem die Einrichtungen in den unterschiedlichen Passagierklassen gezeigt werden, bis zur Immigrationsbehörde in den USA auf Ellis Island. Dieser Emigrationsbewegung aus Italien wird die heutige Immigrationswelle gegenübergestellt und es wird recht schnell klar, dass es viele Parallelen, vor allem die Armut und Hoffnungslosigkeit im eigenen Land, gibt. Dieser aktuellste Teil des Museums hat mich am meisten beeindruckt.

Zum Abschluss habe ich mir mit einem Audioguide noch ein U-Boot, das vor dem Museum vor Anker liegt, von innen angesehen. Unglaublich, auf wie wenig Platz mehr als 50 Besatzungsmitglieder „gelebt“ haben. Interessant, aber ich bin froh, dass ich selber bestimmen kann, wieviel Zeit ich darin verbringe.

Sonntags sind leider viele Lokale geschlossen. Nachdem die Empfehlung des Hotelportiers, „La Buca di San Matteo“ in der Via D. Chiossone 5 angeblich ausgebucht war sind wir in „Le Cantine Squarciafico“ auf der Piazza Inurea, ganz in der Nähe des Domes. Die Speisekarte ist etwas innovativer als in den „klassischen“ Restaurants und wir haben gut gegessen, allerdings deutlich teurer als bisher. Es gab z.B. Tagliatelle funghi porcini con gamberetti und ich habe als zweiten Gang eine „Coppa magra“ gegessen, angeblich typisch genuesisch, allerdings hatte ich es vorher noch nie gesehen: Schichten von Kartoffelpüree/Pesto/Gemüse/Fischfilets/Pesto/Gemüse, also so eine Art Scheiterhaufen…, war wirklich gut!

 

9. Tag, Montag, 1.9.

Heimreise

Mit dem Rad die 2 Km zum Bahnhof Principe, geplante Abfahrt mit dem Regionalzug nach Mailand um 07:53 Uhr. Zahlreiche Züge sind verspätet, andere fahren von einem anderen Bahnsteig ab, es gibt viele Durchsagen, natürlich nur auf Italienisch. Unser Zug ist auf der elektronischen Anzeige auf unserem Bahnsteig normal angekündigt. Als auf unserem Bahnsteig zur angegebenen Zeit ein Zug einfährt, dazu das Fahrradabteil noch fast genau vor unserer Nase stehenbleibt, steigen wir ein, ohne noch einmal zu fragen, wie viele andere Wartende auch. Leider ist es der falsche Zug, der nur eine Station zu einem anderen Genueser Bahnhof fährt und dort Endstation hat. Wir müssen zurück zum Bahnhof Principe wird uns beschieden. Dass die geplante Verbindung nach Mestre nicht mehr klappen kann, ist uns klar, denn wir hatten in Mailand und in Bologna jeweils nur rund eine ¼ Std. Zeit zum Umsteigen.

An der Info am Principe bekommen wir eine Verbindung, bei der wir um etwa 19:30 Uhr in Mestre wären, unser Anschluss nach Österreich fährt dort aber kurz nach 16 Uhr ab. Der Bahnbeamte zuckt nur mit den Schultern und meint, wir könnten versuchen in Meste um 01:30 in der Früh einen Zug zu bekommen, ob er allerding Räder mitnimmt, kann er nicht versprechen.... Das Problem sind die Räder, die in Italien nur in Regionalzügen transportiert werden. Wir steigen trotzdem in den nächsten Intercity Richtung Mailand, den wir finden. Was soll uns passieren, außer dass sie uns hinauswerfen? So schaffen wir es, jeder von uns mit seinem Rad und Gepäck am Ende eines Waggons der 1. Klasse,  vor dem WC, bis Pavia, wo wir den Zug zwar verlassen müssen, aber bald darauf einen Regionalzug haben. Allerdings fährt der nicht bis Milano Centrale, wo wir hin müssen.  Alois hat nämlich in der Zwischenzeit übers Internet am Handy herausgefunden, dass um 12:05 Uhr von dort ein Intercity, der auch einige Radstellplätze haben soll, nach Mestre fährt. Über Mitreisende erfahren wir, dass wir in Milano Rogeredo aussteigen und dort die Metro nach Centrale nehmen müssen, was wir auch tun. Ich stelle mich kurz bei der Info an um mich wegen des Intercity mit den Radplätzen zu erkundigen, es ist aber schnell klar, dass das zu lange dauern würde, denn es gibt lange Warteschlangen. Wir versuchen unser Glück also wieder auf direktem Weg, gehen zum nämlichen Zug, finden auch gleich die Fahrradplätze die tatsächlich frei sind (abgesehen von Koffern, die wir wegstellen), verstauen Räder und Gepäck und harren der Dinge bzw. des Zugbegleiters. Dieser ist eine nette Zugbegleiterin, die uns erklärt, dass man innerhalb Italiens keinesfalls mit Rädern in einen Intercity dürfe, da diese raren Plätze ausschließlich dem grenzüberschreitenden Reiseverkehr vorbehalten seien! Grundsätzlich ist sie aber einsichtig, da wir zwar in Italien eingestiegen, aber trotzdem auf einer grenzüberschreitenden Reise (wenn auch nicht im gleichen Zug) sind und dass es ja eigentlich egal ist, da die Plätze ohnehin frei sind. Sie „droht“ uns einen Aufpreis für den Intercity und die Räder an, muss es aber noch mit Ihrem Chef, dem „capotreno“, besprechen. Wir sind mit dieser Aussicht zufrieden. Schließlich zahlen wir für uns und die Räder 46 Euro Aufpreis, was wirklich fair ist und wir sind nur eine halbe Stunde später als nach dem ursprünglichen Reiseplan in Mestre. Da geht sich vor der Weiterfahrt sogar noch eine Lasagne aus. Und dann sitzen wir erstmals an diesem Tag in einem Zug, für den wir auch ein gültiges Ticket haben!