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5. Etappe: Donnerstag, 10.09.2020: Drosendorf – Seefeld-Kadolz

Von Drosendorf geht es zuerst hinunter zur Thaya und auf der anderen Seite des Tales wieder hinauf, bald quert man wieder die Grenze zu Tschechien. Sanfte Hügel mit großen Feldern prägen die Landschaft. In Uherčice kommen wir mitten in dieser ländlichen Gegend an einem großen Schloss vorbei und kurz darauf an einem weitläufigen Gutshof, dessen Hauptgebäude zur Straße hin sogar über eine Schießscharte verfügt, genau in der Form, wie sie am Turm des Schlosses zu finden ist.

Es geht wieder hinunter in das Tal der Dyja, wie die Thaya hier heißt, und wieder hinauf. Riesige Felder, weite Landschaft, vereinzelte große Gehöfte. Vor Riegersburg kommen wir zurück nach Österreich. Als erstes fallen die bunt gestrichenen Häuser auf (gelb, grün, blau, orange in kräftigen Tönen), dann erst das Barockschloss.

Im nächsten Ort, Felling, ist die letzte Perlmuttmanufaktur Österreichs beheimatet, die sich noch wacker behauptet, aber ihre besten Zeiten auch schon hinter sich hat. Bevor wir dort den Shop besuchen, machen wir eine Trinkpause in einem Raum im Feuerwehrhaus. Da es im Dorf keinen Wirt mehr gibt, haben sich Bürger zusammengetan und einen Ort organisiert, wo sie sich treffen können, der ehrenamtlich geführt wird. Es gibt im Raum ein paar Tische, eine Theke, einen Getränkekühlschrank und eine Kaffeemaschine; unser Cola-Zitron bekommen wir von einem Pensionisten, der in den 70er-Jahren in der Perlmuttmanufaktur gearbeitet hat. Damals seien sie 20 Arbeiter gewesen, heute nur noch drei. Von ihm erhalten wir auch den Tipp, wo wir Mittagspause machen können: In Hardegg, direkt an der Thayabrücke.

Die Abfahrt nach Hardegg, wo hoch über dem Ort die imposante Burg thront, ist flott, es geht rund 200 Hm hinunter und wir finden einen Platz im Garten des empfohlenen Gasthauses, das gut besucht ist, auch von tschechischen Gästen; einige davon sind mit dem Rad unterwegs.

Die Thaya bildet in diesem Abschnitt die Staatsgrenze und nach dem Essen geht es in einem steilen Anstieg wieder rund 150 Hm hinauf.

Vor Čižov, einem kleinen Ort auf der Höhe, steht noch ein kleines Stück des Eisernen Vorhanges, als einziges auf tschechischem Gebiet, als Mahnmahl. Auf einer Infotafel kann man lesen, dass das „Niemandsland“ an der Grenze  2 bis 6 Km breit war. Dieses „Niemandsland“ war Verbotszone, und dessen Bewohner wurden ausgesiedelt und deren Häuser dem Erdboden gleich gemacht. 1948 – 1989 wurden 390 Menschen bei Fluchtversuchen an der Staatsgrenze getötet. In dieser Zeit starben aber auch 654 Grenzsoldaten, die meisten durch Selbstmord, bei Stromunfällen, durch Ertrinken oder beim Waffengebrauch. In Čižov befindet sich gleich neben der Straße der kleine Friedhof; man kann unschwer erkennen, dass hier schon lange niemand mehr begraben wurde – es lebt ja auch kaum jemand hier.

Bald geht es wieder durch den Wald, ein Auf und Ab auf Feldwegen, Schotter und schlechtem Asphalt. Plötzlich sind auffällig viele Menschen, vor allem Wanderer, auf dem Weg: Von hier hat man einen schönen Blick auf die Schleifen der Thaya, die sich durch die dicht bewaldeten Hügel des Nationalparks Thayatal windet.

Es folgt eine weitere Abfahrt von knapp 200 Hm zur Thaya, zum Teil im Schritttempo auf abenteuerlich gepflastertem Weg, der eindeutig für Wanderer und nicht für Radfahrer angelegt worden ist. Wir überqueren den Fluss heute zum vierten Mal, diesmal auf einer schmalen Hängebrücke. Nach einem kurzen, steilen Anstieg kommen wir aus dem Wald heraus und die Hügel vor uns sind voller Wein, der sich bis Šatov hinzieht. Von dort weg ist es recht flach und plötzlich taucht am Ende großer Felder wie eine Fata Morgana die Excalibur City auf, ein Einkaufs- und Vergnügungszentrum mit Hotel und Casino.

Die Hügel im Weinviertel ziehen sich mehr als erwartet, bevor wir endlich unser Tagesziel Seefeld-Kadolz erreichen wo wir im JUFA Hotel gebucht haben, das in einer ehemaligen Mühle untergebracht ist. Es ist ziemlich neu, die Zimmer sind nett, aber es gibt wieder österreichische Preise.

Vor dem Abendessen mache ich noch einen Spaziergang durch den Ort. Es herrscht eine irgendwie eigenwillige Ästhetik. Einerseits kräftige Farben mit starken Kontrasten, andererseits zahlreiche ziemlich heruntergekommene und teilweise leerstehende Häuser. Man kann erkennen, dass es sich um keine boomende Region handelt…