Freitag, 6.9.2019            Trento – Bassano del Grappa  (mit dem ZUG)

Beim Aufstehen ist es stark bewölkt, kurz darauf beginnt es zu nieseln. Vorerst sind wir ohnehin mit dem Frühstück beschäftigt, das uns auf einem Servierwagen vor die Zimmertür gestellt wurde.

Wir warten ab, ob es vielleicht aufreißt, bevor wir um 10:30 Uhr aus dem Zimmer müssen. Aber nein, es regnet sich ein! Zum Glück haben wir das Angebot, ein den gleichen Besitzern gehörendes Spa zu benutzen, was wir auch machen wollen. Die Wetteraussichten sagen für diesen Tag keine Besserung voraus und wir beschließen, dass wir später einen Zug nach Bassano nehmen werden.

Kaum sind wir mit Rädern und Gepäck auf der Straße, beginnt es richtig stark zu regnen, nach ein paar hundert Metern finden wir unter einem großen Schirm vor einem Café Schutz. Nach etwa einer viertel Stunde lässt der Regen nach und wir fahren zum Spa.

Das Personal ist informiert und sehr zuvorkommend. Es gibt zwei Saunen, einen sehr kleinen Pool und einen Whirlpool. Alles indoor und daher recht warm und stickig. Trotzdem sind wir froh, den Regentag nicht in einem Café versitzen zu müssen.

Für Bassano haben wir keine Unterkunft gebucht, da wir der Meinung waren, dass es dort einfach sein würde. Nun wurden wir eines anderen belehrt. Es kommen auf unsere Anfragen einige Absagen oder gar keine Antwort, bevor wir doch noch etwas nicht weit vom Zentrum finden.

Als wir merken, dass es nur noch nieselt, fahren wir zum Bahnhof, wo wir im Laufschritt den Zug um 15:05 nach Bassano erreichen. Man kann in den Regionalzügen in Italien üblicherweise problemlos Räder mitnehmen, dieser hat sogar ein großzügiges Radabteil. Draußen ist es noch immer grau und regnerisch, aber man kann erkennen, dass es bei schönem Wetter eine landschaftlich sehr reizvolle Etappe gewesen wäre, u.a. entlang des Lago Caldonazzo.

Unser Hotel liegt nicht weit von der Altstadt entfernt. Außen ist es renoviert, innen versprüht es noch den Charme der 70er Jahre.

Der Weg in die Altstadt führt über den Viale dei Martiri, eine baumbestandene Promenade mit einem schönen Blick ins Land. An vielen der Bäume sind Metallkreuze mit Namen, in manchen Fällen auch mit den Porträts junger Männer, angebracht. Sie erinnern an ein Verbrechen, das dort am 26.9.1944 von deutschen Truppen unter der Führung des Österreichers Herbert  Andorfer begangen worden ist.

Bassano del Grappa war einst ein Zentrum des Widerstandes gegen die deutsche Besatzung. Bei einer sogenannten Durchkämmungsaktion wurden 600 Menschen ermordet und 800 deportiert, 265 Häuser niedergebrannt. Unter dem falschen Versprechen, wer sich „freiwillig stelle“, würde verschont, ließ Andorfer 31 junge Männer, die sich gemeldet hatten, foltern und an den Alleebäumen der Stadt erhängen. Die Leichen der Mordopfer ließ man, als „Banditen“ gekennzeichnet, 20 Stunden dort hängen.

Andorfer tauchte nach dem Krieg in Venezuela unter und kehrte später nach Österreich zurück. 1969 wurde er wegen der Ermordung von 8.000 Juden während seiner Zeit als Kommandant eines KZ nahe Belgrad in Dortmund zu 30 Monaten Haft verurteilt. Für das Verbrechen in Bassano musste er sich nie verantworten. Andorfer lebte bis 2007 in Österreich.

Bassano ist eine sehenswerte Stadt mit zahlreichen Plätzen und netten Durchgängen – und mehr Touristen als erwartet. Die Hauptsehenswürdigkeit, die ursprünglich aus dem 13. Jhd. stammende und nach Entwürfen von Andrea Palladio erneuerte Holzbrücke „Ponte degli Alpini“ über die Brenta ist leider wegen Sanierungsarbeiten innen und außen komplett eingerüstet.

Abendessen gibt es in der Osteria „Il Garibaldi“: Pasta fresca mit Thunfisch, Tomatini, Oliven und Mozzarella und dann eine gute Tagliata. Und am Heimweg natürlich einen Grappa!

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